Verarbeitungsformen
Überblick: Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten der Verarbeitung in mehreren Varianten. Bei der ersten wird der getrocknete Fruchtkörper oder das Myzelium zu Schrot oder feinem Pulver zerkleinert. Vorteil hier ist, dass sämltliche Inhaltsstoffe darin enthalten sind. Der Nachteil, dass diese nur zu 3-10% aufgenommen werden können. Die zweite Variante sind Extrakte, die durch Heisswasser- oder Alkoholextraktion aus dem Schrot/Pulver gewonnen werden. Diese sind zu 100% bioverfügbar.
Hier die üblichen Verarbeitungsformen von Vitalpilzen im Detail:
Schrot
Das Schrot besteht aus zerkleinerten Fruchtkörpern, fast ausschliesslich von Reishi (Ganoderma lucidum) und Chaga (Inonotus obliquus). Die zerkleinerten, getrockneten Pilzstücke werden mit Wasser aufgebrüht oder aufgekocht und als Tee genossen.
Beide Pilze haben eine harte, hölzerne Struktur, der Chaga mehr noch als der Reishi. Eine Pulverisierung macht daher beim Chaga keinen Sinn, dafür sind die im Magen unspaltbaren Zellwände aus Chitin zu massiv, und so wird er traditionell in Russland, im Baltikum, in Skandinavien und von den indigenen Völkern Kanadas aufgebrüht und als Tee getrunken. Dies ist die archaischste und älteste Form, Vitalpilze zu konsumieren. Der Tee kann tagsüber begleitend getrunken werden. Die Konzentration der Inhaltsstoffe des Pilztees ist wesentlich geringer als die eines Trocken- oder Flüssigextrakt desselben Pilzes.
Pulver
Die Fruchtkörper (oder das Myzelium bei entsprechenden Produkten) werden zu Pulver vermahlen. Je nach Anbieter zu unterschiedlich feinen Vermahlungsgraden und Reinheitsstufen. Je feiner der Vermahlungsgrad, desto höher die Bioverfügbarkeit, die beim Pilzpulver jedoch insgesamt vergleichsweise gering ist.
Der Vorteil des Pilzpulvers besteht darin, dass es sämtliche Inhaltsstoffe des Pilzes enthält. Neben ihrem Gehalt an Beta-Glukanen, Terpenen etc. (vgl. Kategorie Inhaltsstoffe) enthält es wertvolle Mineralstoffe in optimaler Kombination, um die gesunden Zellfunktionen bestimmter Körpersysteme zu nähren.
Der Nachteil des Pulvers besteht darin, dass nur rund drei bis maximal zehn Prozent des Pulvers aufgenommen werden, da die pharmakologisch interessanten Inhaltsstoffe zwischen den Zellwänden eingeschlossen sind. Diese bestehen bei Pilzen aus Chitin. Da der menschliche Körper (bis auf wenige Ausnahmen) kein Chitinase-Enzym bilden kann, ist das Chitin unverdaulich, und so ist über das reine Pulver nur eine begrenzte Menge der Inhaltsstoffe verfügbar. Hohe Konzentrationen an Inhaltsstoffen garantiert nur die Verwendung von Fruchtkörpern, die auf spezifischen Substraten mit viel Expertise gezüchtet wurden. Sind Substrate wie im Falle von Laborpilzen enthalten, sehen wir neben den Stärkeanteilen prozentual geringere Mengen an Pilzpulver, was die Gesamtmenge faktisch aufnehmbarer Inhaltsstoffe deutlich absenkt. Angepriesene Polysaccharide von über 10% in Pilzpulverprodukten beziehen sich nicht auf bio-verfügbare, sondern auch auf die im Chitin gebundenen Polysaccharide.
Der verhältnismässig geringe Anteil der aufnehmbaren Inhaltsstoffe genügt jedoch bereits für eine erkennbare pharmakologische Wirkung. In der Mykotherapie werden Pilzpulver hauptsächlich prophylaktisch eingesetzt. Ausserdem entfaltet das Pulver, wie beispielsweise im Falle des Reishi (Ganoderma lucidum) oder des Igelstachelbarts (Hericium erinaceus) eine andere Wirkung als das Extrakt. So wirkt das Extrakt von Reishi stimulierend, das Pulver jedoch beruhigend und unterstützt die Regeneration und bei Einschlafproblemen.
Das Pilzpulver kann bedenkenlos langfristig eingenommen werden, selbst über Jahre.
Extrakt
Extrakte werden entweder durch (kostenintensive) Alkoholauszüge oder Heisswasserextraktion gewonnen. Die Heisswasserextraktion ist ein modernisiertes Verfahren, das bereits von den Benediktinermönchen im mittelalterlichen Europa und in der TCM angewendet wurde.
Heute wird das Schrot oder Pulver über viele Stunden (acht Stunden und mehr) zwischen 85 und 100 Grad Celsius gekocht. Während des Prozesses brechen die Zellwände aus Chitin auf und geben die Inhaltsstoffe frei. Dabei denaturieren der Anteil an Aminosäuren und die Spuren von Vitaminen, sowie ein minimaler Anteil an Polysacchariden. Die Kosten-Nutzen-Rechnung spricht jedoch mit absoluter Klarheit für das Extraktionsverfahren, da fast alle der teilweise hunderten von pharmakologisch interessanten Substanzen im Vitalpilz hitzeresistent sind, und nun vom menschlichen und tierischen Organismus vollständig aufgenommen werden können. So steigert sich der Anteil an bio-verfügbaren Polysacchariden von Pulver zu Extrakt von 3-5% auf über 30%. Aus diesem Grund sind Extrakte in ihrer Wirkung bis zu dreissigmal stärker als das Pulver desselben Vitalpilzes und werden intensiv therapeutisch genutzt.
Achtung: Extrakte sind immer noch Vielstoffgemische, keine Isolate!
Alle aussagekräftigen wissenschaftlichen Studien über die pharmakologischen Wirkungen von Vitalpilzen wurden mit Extrakten durchgeführt.
In der therapeutischen Anwendung werden Extrakte oft während einer Phase von zwei bis drei Monaten eingesetzt und anschliessend pausiert. Dies gilt insbesondere für die Extrakte von Agaricus blazeii murill und Cordyceps sinensis, um das Immunsystem nicht langfristig überzustimulieren. Ein erfahrener Mykotherapeut weiss die Begleitung mit Extrakten über die allgemeine Praxis hinaus zu steuern. In geringer Dosierung ist auch eine Langzeiteinnahme möglich. Es empfiehlt sich bei Einnahmezeiten über zwei Monaten einen Tag Pause pro Woche zu machen. So tritt kein Gewöhnungseffekt ein.
Flüssigextrakte
Einen Sonderfall stellen die Flüssigextrakte dar. Sie werden von verschiedenen Anbietern in unterschiedlicher Qualität und Konzentration angeboten, auf der Basis von reiner Heisswasser-, Alkohol-, oder gemischter Extraktion. Flüssigextrakte eignen sich u.a. für Menschen, die keine Kapseln schlucken wollen oder können. Sie sind je nach Konzentration sehr leicht hoch und höchst-dosierbar. So finden sie nicht zuletzt in der begleitenden Krebstherapie Anwendung, oder zur Leistungssteigerung im Sport.
Das Herstellungsverfahren ist bei Flüssigextrakten sehr aufwändig und entsprechend sind gerade qualitativ hochwertige Produkte entsprechend teurer als Trockenextrakte.
Flüssigextrakte lassen sich sehr leicht hoch dosieren, ohne viele Kapseln nehmen zu müssen.
Kombinationen von Extrakt und Pulver
Die Kombination von Extrakt und Pulver in einer Kapsel sind selten, in Europa findet man sie nur bei einem Anbieter. Die Kombination hat den Vorteil, sämtliche Aspekte des Vitalpilzes abzudecken und so dem Körper ein vollständiges Bild seiner Inhaltsstoffe zur Verfügung zu stellen. Der Nachteil dieser Verarbeitungsform ist, dass von beiden Aspekten, dem Pulver wie auch dem Extrakt bei gleicher Dosierung (Anzahl Kapseln) auch nur jeweils ein Teil vorhanden sind, und sich der geschulte Mykotherapeut oft in der Lage finden wird, der einen oder anderen Verarbeitungsform den Vorzug zu geben.
Die Kombination von Extrakt und Pulver eignet sich laut erfahrenen Therapeuten besonders für die mittel- und langfristige Einnahme in normaler Dosierung.