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Qualität

Überblick: Pilze sind sogenannte Destruenten, sie bauen Stoffe ab und bilden neue daraus. Sie sind, wie die Pflanzen, anfällig auf Schadstoffe. Qualitätskontrollen in Sinne von regelmässigen Laboranalysen sind daher notwendig, um Qualität transparent zu machen.

Die Qualität und damit die therapeutische Wirksamkeit eines Vitalpilzprodukts ist abhängig von der Qualität des Rohstoffes, aus dem es hergestellt ist. Die sorgsame Verarbeitung kommt dazu. Beide Aspekte sind vielschichtig, komplex und erschliessen sich dem Verbraucher/Therapeuten nicht ohne vertieftes Wissen. So ist der derzeit einzig wirksame Verbraucherschutz das nötige Wissen.

Es gibt zurzeit weder national noch international einheitliche Standards für Vitalpilzprodukte. Das führt zu einem breiten Qualitätsspektrum bei den Pilzprodukten. Für den Laien ist es fast unmöglich, sich ohne fundiertes Wissen zu orientieren und zwischen Marketing-Slogans und Authentizität unterscheiden zu können.

 

Pilze können äusserst wertvolle, wirkungsvolle und heilsame Substanzen sein. Für eine erfolgreiche Mykotherapie und eine verantwortungsbewusste, kontrollierbare und gleichbleibende Dosierung sind jedoch Produkte von Nöten, welche klare Qualitätskriterien erfüllen und Qualitätsmerkmale aufweisen müssen:

  1. Verwendung genetisch hochwertiger Stammlinien der jeweiligen Pilzart und Analyseverfahren, welche diese überprüfen können.

    Die Wiege der Mykotherapie liegt in China, und so werden dort medizinische Pilze seit Jahrhunderten gezüchtet. Dementsprechend finden wir dort auch genetische Stammlinien, die über Jahrhunderte Auswahl und Zucht kultiviert wurden.


    Manche Pilzgattungen wie z.B. der Ganoderma lucidum (Reishi) umfassen rund vierhundert verschiedene Arten und Unterarten. Nur durch spezifische Verfahren kann man die «Identität» einer Pilzart feststellen und sicher sein, dass ein Pilzprodukt auch nur aus dem angegebenen Pilz besteht.
     

  2. Welcher Teil des Pilzes wird verwendet?

    Reiner Fruchtkörper, reines Myzelium, Myzelium-Getreidesubstrat-Gemisch mit oder ohne reife oder unreife Fruchtkörper im Primodialstadium? Diese Information ist mitentscheidend für die Zusammensetzung und Konzentration der Inhaltsstoffe.

     

  3. Anbau auf sortenspezifischen Substraten?

    Das Substrat bestimmt massgeblich spezifische Inhaltsstoffe und deren Konzentration mit. Auf Monosubstraten, wie Getreide, angebaute Myzelium- oder Fruchtkörperprodukte bilden nicht dieselben Inhaltsstoffe aus, wie auf pilzspezifischen Substraten angebaute. Zur Erinnerung: es gibt nicht nur EIN 1,3-1,6-Beta-D-Glukan, sondern unzählige Varianten. Sind im Substrat nicht die nötigen „Baumaterialien“ vorhanden, können sie auch nicht vom Pilz gebildet werden1

     

  4. Reinheit im Sinne von Ausschliesslichkeit des Pilzes?

    Dazu gehört die Abwesenheit von Streckmitteln wie mindere Qualität desselben Pilzes; Beimischung anderer, günstigerer Pilze; Substratrückstände wie Stärke.

    Was in einem Produkt steckt, lässt sich nur mit aufwändigen Analyseverfahren feststellen. Diese sind freiwillig und erfordern jahrelange Erfahrung entsprechend ausgerüsteter und spezialisierter Laboratorien. Diese Art der Reinheit wird anhand eines genetischen «Fingerabdrucks» durch Size Exclusion Chromatography (SEC) bestimmt. Ausser einigen Universitäten arbeiten in Europa unseres Wissens nur die die allerwenigsten Unternehmen mit diesen Analyseverfahren 1.

     

  5. Reinheit im Sinne von Abwesenheit von Schadstoffen wie Schwermetallen, Pestiziden, Düngemitteln, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen (PAK’s) 2, Radioaktivität, etc. Dazu bedarf es detaillierter Laboranalysen.
     

  6. Konzentration der pharmakologisch aktiven Inhaltsstoffe
    (v.a. 1,3-1,6-Beta-D-Glukane, auch Triterpene, Ergosterol, Mineralstoffe u.a.).

    Hier ist insbesondere darauf zu achten, dass der ausgewiesene Gehalt an Polysacchariden transparent aufgeschlüsselt wird. So finden sich gerade bei Myzelium-Produkten, die auf Getreidesubstraten angebaut werden, oft aussergewöhnlich hohe Angaben an Polysacchariden – die Analysen zeigen jedoch, dass es sich dabei um bis zu 99% alpha-Glukane, sprich Stärke handelt (vgl. Analysen des Fachvereins für Vitalpilzkunde oder des amerikanischen Vitalpilzherstellers Nammex, s.u.).

     

  7. Verarbeitungsstandard (GMP-Standard)

    Good Manufacturing Practice ist ein staatlich vergebenes und kontrolliertes Gütesiegel für eine saubere Arbeitsumgebung auf hohem Standard. Der GMP-Standard wurde für pharmazeutische Produkte entwickelt, heute ist er aber auch für Nahrungsergänzungsmittel eine absolute Selbstverständlichkeit.

Qualitätskontrollen, die sich auf Schadstofffreiheit beziehen, müssen durch unabhängige, staatlich geprüfte Laboratorien durchgeführt werden. Seriöse Hersteller, denen es ein aufrichtiges Anliegen ist, möglichst hochwertige Produkte anzubieten, übertreffen die Mindestanforderungen der Vorgaben für Nahrungsergänzungsmittel freiwillig. Analyseberichte sollten zudem jederzeit zur Verfügung gestellt und öffentlich einsehbar sein.

Diese Reinheitsanalysen sind aufwändig und teuer. Üblicherweise verlassen sich Anbieter ausschliesslich auf die Angaben ihrer jeweiligen Rohstofflieferanten, ohne die «eingekauften» und schliesslich ausgelobten Werte zu hinterfragen. Aktuelle und vergangene Analyseberichte zeigen, dass dies äusserst problematisch sein kann. Zudem werden entsprechende Laboranalysen, wenn sie denn vorliegen, oft nur einmalig gemacht und nicht für jede einzelne Charge, die in den Vertrieb gelangt.

Ein wesentliches Merkmal für den therapeutischen Wert eines Pilzproduktes ist sein Gehalt an (wasserlöslichen) 1,3-1,6-Beta-D-Glukanen.

Bis 2004 ein irisches Unternehmen namens Megazyme International Ireland einen entsprechenden Test entwickelte, konnte man nur den Gehalt an 1,3-1,4-Glukanen, sprich Stärke in Lebensmitteln bestimmen. Heute wird die Megazyme Testmethode von der USDA und für sämtliche wissenschaftliche Studien verwendet, um den Gehalt an 1,3-1,6-Beta-D-Glukanen zu bestimmen. Die Messmethode identifiziert und quantifiziert dabei sowohl wasserlösliche, wie auch wasserunlösliche Beta-D-Glukane in Pulvern und Extrakten aus Fruchtkörpern oder Myzelium-Mischprodukten (3,4,5,6).

Weiterführende Informationen:

Der Test wird kalibriert, indem zuerst der (verschwindend geringe, wenn überhaupt vorhandene) Anteil von Alpha-Glukanen (Stärke) im Rohpilz gemessen wird, wie auch der (verschwindend geringe, wenn überhaupt vorhandene) Anteil an Beta-D-Glukanen im Substrat, wenn es sich um Getreide handelt. Es wird also erst ein sogenannter „Fingerprint“ des jeweiligen Pilzes angelegt, der dessen durchschnittlich zu erwartenden Gehalt an Alpha- und Beta-Glukanen bestimmt (vergleiche hierzu auch eine Studie des qualitativ führenden amerikanischen Herstellers von Vitalpilzprodukten Nammex 7.

Die Analysen, die von Nammex im grossen und vom Fachverein für Vitalpilzkunde in kleinen Rahmen durchgeführt wurden, zeigen deutlich, dass auf Getreide angebaute Pilzprodukte einen hohen Gehalt an Stärke, sowie einen sehr geringen Anteil an Beta-Glukanen und wertvollen sekundären Pflanzenstoffen aufweisen 8.

Gleichzeitig ist zu bemerken, dass viele der pharmakologisch wertvollen Inhaltsstoffe auch in Pilzen enthalten sind, welche in Labors gezüchtet werden, auch wenn bestimmte Stoffe ohne die entsprechenden Substrate nicht gebildet werden (insbesondere die Gruppe der Di- und Triterpene). Um davon zu profitieren, muss allerdings erst das Problem gelöst werden, dass das Myzelium nicht vom Substrat trennbar ist und der hohe Gehalt an Stärke zurzeit ein jedes Mischprodukt zwangsläufig verwässern muss 9.

 

 

  1. Artikel «Vitalpilz ist nicht gleich Vitalpilz», Co.med Ausgabe Juni 2019, Interview von Frau Cornelia Schaabner mit Benjamin Hawlik

  2. Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen. Zahlreiche PAK sind nachweislich karzinogen (krebserregend), da sie bei der Metabolisierung im Körper epoxidiert (zu Epoxiden oxidiert) werden und diese Epoxide in einer nucleophilen Ringöffnungsreaktion mit der DNA reagieren können.

  3. Gil-Ramirez, A. et al. (2011) Edible mushrooms as potential sources of new hypocholesterolemic
    compounds. Proceedings of the 7th International Conference on Mushroom Biology and Mushroom
    Products (ICMBMP7)

  4. Haytowitz, D.B.. (2005). Nutrient content and nutrient retention of selected mushrooms. Beltsville, MD:
    Nutrient Data Laboratory, Beltsville Human Nutrition Research Center, USDA-ARS.
    32. Andriy SyNytSyA, Kateřina MíčKoVá, Ivan JAbloNSKý, Marcela SlUKoVá and Jana čoPíKoVá.
    Mushrooms of genus Pleurotus as a source of dietary fibres and glucans for food supplements, Czech J.
    Food Sci. Vol. 26, No. 6: 441–446.

  5. Ahmad, R., Muniandy, S., Shukri, N.I.A., Siti Mariatul Usyida Alias, Aidil Abdul Hamid, Wan Mohtar
    Wan Yusoff, Senafi, S., Daud, F.. (2014). Antioxidant properties and glucan compositions of various crude
    extract from Lentinus squarrosulus mycelial culture. Advances in Bioscience and Biotechnology 5, 805–814.

  6. Chen, S.-N., Chang, C.-S., Hung, M.H., Chen, S., Wang, W., Tai, C.-J., & Lu, C.-L.. (2014). The effect
    of mushroom beta-glucans from solid culture of Ganoderma lucidum on inhibition of the primary tumor
    metastasis. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine Vol. 2014, Article ID 252171, 7
    pages.

  7. https://www.nammex.com/redefining-medicinal-mushrooms

  8. Chilton, Jeff () Redefining Medicinal Mushrooms. A new scientific screening program for active compounds. pp. 18-20.

  9. Chilton, Jeff () Redefining Medicinal Mushrooms. A new scientific screening program for active compounds. p. 23.

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